![]() |
Prof. David Berliner Emeritus and Professor, Arizona State University, USA |
![]() |
Prof. Dr. Uwe Schmidt Johannes Gutenberg-Universität Mainz |
Am 26. September 2025 verstarb David C. Berliner in den USA. Mit ihm verlieren die Erziehungswissenschaft, die Bildungspraxis und die Bildungspolitik einen herausragenden Ideengeber, kritischen Geist und inspirierenden Motor, der die wissenschaftliche Entwicklung der Bildungsforschung über viele Jahrzehnte hinweg nachhaltig geprägt hat.
David C. Berliner war zuletzt Regents’ Professor Emeritus für Bildungswissenschaften an der Arizona State University. Er lehrte und forschte an zahlreichen renommierten Institutionen, darunter die University of Arizona, die University of Massachusetts, die Stanford University sowie Universitäten in Australien, den Niederlanden, Spanien und der Schweiz.
Er war Mitglied der National Academy of Education und der International Academy of Education und diente als Präsident sowohl der American Educational Research Association (AERA) als auch der Division of Educational Psychology der American Psychological Association (APA).
Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben zentrale Bereiche der Bildungsforschung – insbesondere die Lehrerbildung und Schulreform – maßgeblich beeinflusst. Zu seinen international bekannten Publikationen zählen unter anderem das Standardwerk Educational Psychology (in sechs Auflagen, mit Nathaniel L. Gage), The Manufactured Crisis (mit B. J. Biddle), 50 Myths and Lies That Threaten America’s Public Schools (mit Gene V. Glass) sowie Collateral Damage: How High-Stakes Testing Corrupts American Education (mit Sharon Nichols).
In seiner Forschung setzte er sich immer wieder kritisch mit bildungspolitischen Entwicklungen auseinander und stärkte konsequent die Perspektive von Lehrkräften.
Für sein Lebenswerk wurde David Berliner mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter dem Brock International Prize in Education, dem AERA Award for Distinguished Contributions to Education und dem E. L. Thorndike Award der APA für sein wissenschaftliches Lebenswerk.
Wir hatten das große Privileg, David über viele Jahre als engagierten, klugen und warmherzigen Wegbegleiter in zahlreichen Forschungsprojekten an unserer Seite zu wissen. In der letzten Dekade war er Mitglied des International Research Advisory Board des Projekts PLATO (Positive Learning in the Age of Information) und prägte dort mit seinem Konzept des warranted knowledge in the digital age maßgeblich die theoretischen Grundlagen für ein Rahmenmodell positive learning. Eine weitere wichtige Perspektive brachte er mit seinem Ansatz des modeling for seeking truth im Kontext der Bildungs- und Hochschulpolitik ein. Dieser Gedanke prägt bis heute die Arbeit unserer von der DFG geförderten Forschungsgruppe CORE (Critical Online Reasoning in Higher Education), deren internationalem wissenschaftlichen Beirat David seit 2023 angehörte. Mit seiner Betonung des modellhaften Vorlebens als Weg zur Vermittlung von Wahrheitssuche hat er entscheidende Impulse auch für die Entwicklung von COR-Kompetenzen in unserem Forschungsprogramm gegeben.
David Berliner war weit mehr als ein exzellenter und visionärer Wissenschaftler. Er war ein wunderbarer Mensch, langjähriger Freund, unschätzbarer Mentor und feinsinniger Gesprächspartner. Mit seinem unermüdlichen Engagement, seiner Offenheit und seiner Herzlichkeit hat David Generationen von Forschenden inspiriert. Bis zuletzt arbeitete er mit beeindruckender Energie an zahlreichen Projekten mit und hat unsere Arbeit sowie das Feld der Bildungsforschung nachhaltig geprägt.
Sein unerwarteter Tod hinterlässt eine große und schmerzliche Lücke – fachlich wie menschlich. Wir werden David Berliner in größter Dankbarkeit, mit Respekt und großer Zuneigung in Erinnerung behalten.
Olga Troitschanskaia für die Kolleginnen und Kollegen in PLATO und CORE
Das PLATO-Programm und die neu eingerichtete DFG-Forschungsgruppe CORE (FOR 5404) trauern um unseren brillanten Kollegen und PI Prof. Dr. Uwe Schmidt, der am 18. Dezember 2023 im Alter von 63 Jahren viel zu früh von uns gegangen ist.
Uwe war ein herausragender, renommierter Soziologe und Hochschulforscher. Er war Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (seit 2012) und der Geschäftsstelle des Hochschulevaluierungsverbundes (für Südwestdeutschland). Er war Mitglied der Systemakkreditierungskommission der FIBAA, des Wissenschaftsrates und (seit 2018) ständiger Gast in beratender Funktion des Deutschen Akkreditierungsrates.
Unter seiner Leitung wurden wichtige Meilensteine in der Hochschulforschung und -praxis erreicht, u.a. die Ausweitung der Kartierung von Hochschultypen außerhalb der staatlichen Hochschulen und die Wiederaufnahme von Studiengängen in kleinen Fächern in diese Kartierung. Im Bereich der Hochschulforschung leitete Uwe Schmidt mehrere erfolgreiche Drittmittelprojekte, darunter Projekte im Rahmen des PLATO-Programms und ein Projekt im Rahmen der neuen DFG-Forschungsgruppe CORE. Trotz seiner schweren Erkrankung war Uwe Schmidt weiterhin aktiv an verschiedenen interdisziplinären Projekten beteiligt, darunter PLATO und CORE. Sein unermüdlicher Einsatz trug maßgeblich zum Erfolg dieser Projekte bei.
In seinen zahlreichen nationalen und internationalen Projekten und Publikationen beschäftigte er sich insbesondere mit Fragen der komplexen Zusammenhänge von Studienerfolg und Qualitätsentwicklung im Hochschulbereich. Seine herausragenden Forschungsarbeiten sind für viele Bereiche relevant und haben wesentlich dazu beigetragen, in der nationalen und internationalen empirischen Forschung im Hochschulbereich Defizite abzubauen und Desiderate zu schließen.
Uwes Beitrag zur Hochschulforschung, -praxis und -politik ist bemerkenswert, trotz seines jungen akademischen Alters. Darüber hinaus hat er sich stets für die Förderung der Nachwuchsforschenden engagiert. Sein akademisches Vermächtnis ist bedeutend, und seine Arbeit wird zweifellos viele kommende Generationen inspirieren.
Mit seinem frühen Ableben trauern wir um einen exzellenten, engagierten, visionären Forscher in der interdisziplinären Gemeinschaft der Hochschulen sowie um einen wunderbaren Kollegen und Freund. Seine wissenschaftliche Arbeit hat eine große Wirkung und wird ein Beispiel für eine innovative, zukunftsorientierte Forschungsvision im Hochschulbereich und darüber hinaus bleiben.
In tiefer Trauer und stiller Wertschätzung nehmen wir in der Akademie von unserem Kollegen Uwe Schmidt Abschied. Wir hoffen, dass Uwes Familie und Freunde Trost in dem Wissen finden, dass seine Beiträge das Leben so vieler Menschen bereichert haben und dass seine Arbeit noch viele Jahre lang Einfluss auf die Wissenschaft haben wird.
Für das PLATO-Programm und die FOR CORE, Olga Troitschanskaia

